Wer einmal genau erfahren will, wie eine Mischung aus Hochtechnologie, Naivität der Politik, fehlender Regulierung und menschlicher Niedertracht einen Wirtschaftszweig zum Schaden der gesamten Volkswirtschaft verändern, sollte das derzeit viel diskutierte Buch „Flash Boys“ lesen. Es erzählt, wie Superprogrammierer, Hochleistungsrechner, Glasfaserkabel und Co-Location dazu geführt haben, dass Hochfrequenzhändler und ihre ausgebufften Algorithmen alle anderen Marktteilnehmer „melken“, und zwar lange, ohne dass diese es überhaupt bemerkt hätten. Co-Location ist ein Platzierungsmodell für rechner, bei dem die eigenen Rechner in die Nähe von Rechnern eines Dienstleisters oder anderer Kunden dieses Dienstleisters gestellt werden, beispielsweise die Server eines Flash- (Hochfrequenz-) Traders neben den Börsenrechner einer Börse oder Bank. Die daraus resultierenden Geschwindigkeitsvorteile von einigen Millionstel Sekunde reichen aus, um solchen Händlern gegenüber dem gesamten markt einen Vorteil zu verschaffen, und solche Vermietungen sind derzeit gang und gäbe. Wie der Sekundenhandel genau funktioniert, was er bewirkt und was man dagegen tun kann, zeigt dieses Buch. Es liest sich wie ein Krimi, auch wenn man sich zum Verständnis mancher technischer und wirtschaftlicher Details doch etwas Zeit nehmen sollte. Wer das Buch gelesen hat, wird hellhörig, wenn Hightech-Firmen die Notwendigkeit immer schnellerer Rechner mit den Bedürfnissen der Kunden aus dem Finanzwesen begründen und stellt wahrscheinlich das Paradigma „Schneller ist besser“ grundlegend in Frage.

Bibliographie: Michael Lewis: Flash Boys. Revolte an der Wall Street. 1. Aufl. Campus-Verlag München 2014. ISBN 978-3-50123-9, 24,99 Euro.

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