Wer rettet wen? Der FIlm zur Griechenland-Wahl

Wer gern einmal verstehen möchte, warum sich die Griechen bei der aktuellen Wahl für die Linke unter Alexis Tsipras entschieden haben, dem sei ein Film empfohlen, der im Februar in die Kinos kommt. Infos finden sich unter dem folgenden Link zum Dokumentarfilm „Wer rettet wen?“ . Er erklärt anhand von Statements Betroffener, wie das Leben in Griechenland und anderen Ländern abläuft, die in die Krise geraten sind und nun Geld zurückzahlen müssen. Als Zuschauer wird man Zeuge von Wohnungsräumungen (z.B. in Spanien), darf einem der kostenlos arbeitenden griechischen Ärzte (ein Drittel der Griechen kann sich keine Krankenversicherung mehr leisten) bei der Arbeit zusehen und so weiter und so fort. Aber es kommen auch Menschen zu Wort, die die Krise aus der Perspektive derer betrachten, die die jetzigen Regeln ersonnen haben oder wohlhabend genug sind, um auch jetzt einigermaßen gut zu leben. Außerdem wird erklärt, wie die Schuldenberge zustande kamen – nämlich durch die Verschiebung von Bankschulden auf Staatskassen, um die Banken zu schonen. Eine sehenswerte Einführung in die Folgen ungehemmter Profitsucht und die Konsequenzen eines unzureichend regulierten Finanzwesens, indem übel wirtschaftende Akteure ab einer gewissen Größe nicht schlicht auf Kosten ihrer Financiers pleite gehen können, sondern auf Kosten derer, die nichts haben, gerettet werden.

Wie Technologie und Niedertracht die Börsen verändern (Rezension)

Wer einmal genau erfahren will, wie eine Mischung aus Hochtechnologie, Naivität der Politik, fehlender Regulierung und menschlicher Niedertracht einen Wirtschaftszweig zum Schaden der gesamten Volkswirtschaft verändern, sollte das derzeit viel diskutierte Buch „Flash Boys“ lesen. Es erzählt, wie Superprogrammierer, Hochleistungsrechner, Glasfaserkabel und Co-Location dazu geführt haben, dass Hochfrequenzhändler und ihre ausgebufften Algorithmen alle anderen Marktteilnehmer „melken“, und zwar lange, ohne dass diese es überhaupt bemerkt hätten. Co-Location ist ein Platzierungsmodell für rechner, bei dem die eigenen Rechner in die Nähe von Rechnern eines Dienstleisters oder anderer Kunden dieses Dienstleisters gestellt werden, beispielsweise die Server eines Flash- (Hochfrequenz-) Traders neben den Börsenrechner einer Börse oder Bank. Die daraus resultierenden Geschwindigkeitsvorteile von einigen Millionstel Sekunde reichen aus, um solchen Händlern gegenüber dem gesamten markt einen Vorteil zu verschaffen, und solche Vermietungen sind derzeit gang und gäbe. Wie der Sekundenhandel genau funktioniert, was er bewirkt und was man dagegen tun kann, zeigt dieses Buch. Es liest sich wie ein Krimi, auch wenn man sich zum Verständnis mancher technischer und wirtschaftlicher Details doch etwas Zeit nehmen sollte. Wer das Buch gelesen hat, wird hellhörig, wenn Hightech-Firmen die Notwendigkeit immer schnellerer Rechner mit den Bedürfnissen der Kunden aus dem Finanzwesen begründen und stellt wahrscheinlich das Paradigma „Schneller ist besser“ grundlegend in Frage.

Bibliographie: Michael Lewis: Flash Boys. Revolte an der Wall Street. 1. Aufl. Campus-Verlag München 2014. ISBN 978-3-50123-9, 24,99 Euro.