Der Bürgerschreck der Wachstumsfetischisten, Harald Welzer, hat, diesmal mit Co-Autor Bernd Sommer, wieder einmal ein Buch veröffentlicht. Es heißt: Transformationsdesign – Wege in eine zukunftsfähige Moderne. Wer nun glaubt, darin gehe es in erster Linie um technologische Innovationen, mit denen sich doch noch der Planet retten lässt, ohne ansonsten viel an unserem Verhalten zu verändern, irrt.
Beim Transformationsdesign geht es um etwas ganz anderes: Wie man den Verbrauch von Gütern, Raum, Kapital etc. radikal herunterschraubt, ohne gleichzeitig liebgewordene Errungenschaften wie Demokratie, staatliches Gewaltmonopol, Meinungsfreiheit etc. einzubüßen.
Denn an seiner Ausgangsthese – und schon hier werden sich die Geister scheiden – lassen die Autoren keinen Zweifel: Auf einem endlichen Planeten ist kein unendliches Wirtschaftswachstum möglich, vielmehr rennt die Zivilisation an vielen Stellen gegen Grenzen des planetaren Lebensraumes, die sie dauerhaft nur um den Preis der Selbsatauslöschung verletzen kann. Wenn sie dies nicht will, muss sie auf Wirtschaftswachsstum verzichten, sich bescheiden also.
Mit „Green Growth“ muss man den beiden Autoren nicht kommen. Sie erklären, warum aus dieser diese neue Variante des alten Spruchs „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ schlicht nicht funktionieren kann und auch, warum es uns allen und auch den gesellschaftlichen Strukturen als ganzes so schwer fällt, das zu akzeptieren und tatsächlich etwas anderes zu machen. Das, so die Autoren, hat zunächst mit der Verflochtenheit der unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche und der tiefen Verankerung des Wachstumsprinzips mit ihrem Funktionieren zu tun – bis hin zur Psyche des Einzelnen. Außerdem spielt eine Rolle, dass sich unweigerlich die Machtfrage stellt, wenn Gerechtigkeit nicht mehr realisiert oder vorgetäuscht werden kann, indem man einfach einen noch größeren Kuchen verteilt. Bleibt der Kuchen gleich groß oder schrumft er sogar und wollen trotzdem alle was davon, gibt es Stress und Machtkämpfe, denn dann bleibt nur die Umverteilung.
Ob und wie intelligent umverteilt wird, so die Autoren, werde entscheiden, wie die Zukunft menschlicher Zivilisationen tatsächlich aussieht, und dieser Ausgang hänge, wie bei allen großen gesellschaftlichen Veränderung von Kampfbereitschaft, Kraft und Ausdauer der Beteiligten ab. Bei anderen großen Transformationsbewegungen, etwa der Abschaffung der Sklaverei oder der Frauenbewegung, sei dies auch nicht anders gewesen.
Als Mutmacher enthält das Buch viele Beispiele für gelungenes Transformationsdesign. Sie beheben die Illusion, Nachhaltigkeit sei per se nur über neue Technologie oder kompletten Komfortverlust realisierbar. Die wichtigsten Ressourcen dabei sind soziale Intelligenz und Kreativität.
Bibliographische Angaben: Bernd Sommer, hara.d Welzer: Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne. Gebunden, 240 Seiten, Ökom-Verlag-München 2014. ISBN-10:3-86581-662-2, 19,95 Euro