Die Verfechter von möglichst wenig Marktregulierung können im Moment auf dem Buchmarkt mal wieder lernen, wozu solche Zustände führen. Denn dort führt Amazon, so jedenfalls neueste Berichte des Handelsblatt, einen gnadenlosen Krieg gegen alles, das wagt seine eben für Monopolisten typischen Verhaltensweisen in Frage zu stellen. Amazon diktiert Margen und anderes, wer aufmuckt, wird abgestraft, indem seine Werke nur noch ganz hinten in der Trefferliste auftauchen, Lieferfristen länger angegeben werden als real etc. Wer kein sehr dickes Fell hat, verzichtet irgendwann möglicherweise frustriert darauf, seine Gedanken als Buch – ob nun digital oder nicht – zu publizieren.
Leider sind deutsche Buchkäufer (und Buchkäuferinnen!) noch immer zu bequem und zu gleichgültig, zu begreifen, was er mit der Anforderung eintägiger Lieferfristen eigentlich anrichtet – nicht nur in Bezug auf die Ökologie (Lieferverkehr!), die Ökonomie (Buchhandelssterben!) oder die Arbeitsbedingungen (Dauerlauf in den Auslieferungslagern), sondern auch in Bezug darauf, was Amazon mit seinen Verlags- und Autorenpartnern machen kann. Oft genug dürfte dann das Werk oder der Gegenstand, der mit so großer Eile bestellt wird, ohnehin tage- oder wochenlang unbeachtet im Regal liegen. Bittbriefe an Jeff Bezos halte ich da nicht für das taugliche Mittel. Das einzige Mittel, das Amazon verstehen dürfte, ist: Souverän ignorieren, wie viele Tage die Lieferung dauert. Ein Buch ist keine Frischfrucht. Es liest sich auch in einer Woche gut. Oder gleich zur nächsten Buchhandlung. Die freut sich, ihre Existenz erhält Arbeitsplätze und die Vielfalt der Städte.