Murks nein danke kommentiert die Stiftung Warentest

Einen interessanten Kommentar zu dem Bericht der Stiftung Warentest zum Thema „Geplante Obsoleszenz“ bringt die Facebook-Präsenz von Murks nein Danke, einem Anti-Obsoleszenz-Projekt von Stefan Schridde. Fazit: Die Lebensdauerplanung von Produkten auf immer kürzere Lebenszyklen wird von der Stiftung anscheinend nicht als geplante Obsoleszenz begriffen, sondern als das gute Recht der Produktentwickler. Wenn das mal nicht auf Dauer die Lebensdauer/Existenzberechtigung der Stiftung Warentest bedroht! Oder müssen wir davon ausgehen, dass sich die Stiftung als Konsum- und Verschleißbeschleunigungspromotor begreift statt als neutraler Sachwalter von Käuferinteressen? Dann wäre wohl die ungeplante Obsoleszenz der Stiftung nur eine Frage der Zeit, es sei denn, sie plant schon selbst auf ihr baldiges Ende hin.

Wenn Ressourcen zu teuer werden

Wir alle verbrauchen Tag für Tag mit kurz- und längerlebigen Gebrauchsgütern erhebliche Mengen an mineralischen Ressourcen. Da ist es interessant, sich einmal mit der Geschichte der menschlichen Ressourcennutzung und ihrer Perspektive zu befassen und zu beleuchten, wie sich die Verwendung bestimmter Schlüsselressourcen technisch, wirtschaftlich und politisch auswirkte und wohl in Zukunft auswirken wird. Genau das tut Ugo Bardi in seinem Bericht an den Club of Rome „Der geplünderte Planet“, der 2013 im oekom-Verlag in München erschienen ist.
Das Interessante an der rund 350 Seiten langen Arbeit sind die unterschiedlichen Perspektiven, unter denen Bardi das Ressourcenthema beleuchtet. Da erfährt man beispielsweise im ersten Kapitel zur Herkunft von Bodenschätzen, dass diese mitnichten einfach irgendwo im Weltraum beschafft werden können – weil Erzlager wie auf der Erde nämlich zu ihrer Entstehung bestimmte tektonische Prozesse erfordern. Und die gibt es auf vielen Himmelskörpern gar nicht. Also gibt es dort wohl auch keine Kohleflöze, Goldminen oder Eisenbänder, Salzseen (Lithium) etc. Wir erfahren auch, dass Kohle nur deshalb entstehen konnte, weil damals wohl noch keine Bakterien existieren, die das Lignin des Holzes zersetzen konnten. Und dass sich Kohle damit nicht mehr erzeugen lässt, außer in aufwändigen technischen Verkohlungsprozessen.
Nachdenklich macht auch zu lesen, dass sich der herbeigeredete Boom der Atomenergie vor allem aus Waffendemontagen speist und dass schon heute nicht ausreichend Uranerz im Boden verfügbar wäre, um all die Kraftwerke mit Brennstoff zu versorgen, die geplant sind. Das wirft ein vollkommen neues Licht auf die Planungen, die immer wieder veröffentlicht werden. Auch den Boom beim Erdgas und selbst die angeblich „unendlichen“ Kohlevorräte bezweifeln die Autoren der jeweiligen Detaildarstellungen mit guten Gründen und Zahlen. Kurz: Bardi führt uns vor Augen, dass, man drehe es, wie man wolle, mit unserem ressourcenverschwenderischen Lebensstil leider in Zukunft kein Weiterkommen mehr ist.
Auch das sogenannte Urban Mining sieht Bardi nicht als die Generallösung, als die sie zur Zeit angepriesen wird. Denn erstens sei die Recyclingquote gerade bei High-Tech-Gütern mit seltenen Metallen, etwa Handys, geradezu erschütternd gering, und zweitens sei der Prozess des Urban Mining mit riesigen Schmelzöfen selbst sehr technologieaufwändig und energiefressend Die Recyclingraten flächendeckend und für alle wichtigen Rohstoffe so zu erhöhen, dass dies wirklich hilft, sei extrem schwierig. . Ein umfassendes halb informelles Recyclingwesen für Wertstoffe, wie es beispielsweise in Indien oder Teilen Afrikas und Südamerikas existiert, könne sich anderswo kaum durchsetzen, weil diese Arbeit als zu gefährlich, schlecht bezahlt und schmutzig gilt.
Immer wieder verweist Bardi auf die Willkürlichkeit von Ressourcen- und Reservenschützungen und das Schindluder, das mit ihnen im Dienst politischer Bestrebungen getrieben wurde und wird. Er zeigt an vielen Beispielen, dass wahrscheinlich viele Schätzungen zu optimistisch, aber auf jeden Fall nicht verlässlich sind, dass also viele Ressourcen durchaus plötzlich sehr teuer werden könnten. Er erklärt, dass man nicht davon ausgehen kann, dass Ressourcen tatsächlich „ausgehen“. Vielmehr sei es der steigende Preis des Abbaus, der die Förderung früher oder später uninteressant macht: Was teuer ist, wird spätestens dann unterlassen, wenn es mehr kostet als einbringt.
Die langfristige Alternative der Menschheit, so Bardi tröstlich, ist nun aber nicht zwangsweise das Zurück in die Erdhöhle in Sack und Asche, sondern eine Mischung aus Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Recycling und Umstieg auf neue Materialien, die weniger selten sind. Denn elektrische Energie, der wichtigste „Rohstoff“, ließe sich, so Bardi, dezentral relativ unaufwändig erzeugen – allerdings werde er, so Bardi, nicht unbedingt wie heute immer, überall, jederzeit und in beliebiger Menge verfügbar sein. Der generierbare Strom werde aber wohl ausreichen, um auf absehbare Zeit mit technischem Geschick ein gewisses Komfortniveau vor Ort aufrecht zu erhalten – und überregional digital zu kommunizieren. Fragt sich, ob das so reizvoll ist wie heute, wenn man die Kommunikationspartner aus Energiegründen nur noch sehr selten wird besuchen können.

Bibliographie: Ugo Bardi: Der geplünderte Planet. Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen. Ein Bericht an den Club of Rome. Gebunden, 355 Seiten, zahlreiche s/w-Grafiken, Oekom-Verlag München 2013. ISBN 9-83695-814104, 22,95 Euro.