Wirtschaft mal anders: Tomas Sedlacek

Denen, die sich einmal grundlegende Gedanken zum Was, Warum und Wie des Wirtschaftens machen möchten, sei das Buch „Die Ökonomie von Gut und Böse“ von Tomás Sedlácek empfohlen. Der tscheichische Autor geht das Thema nämlich von seinen historischen Wurzeln her an und ganz ohne unverständliche Formeln, die, so meint er, am Ende in der Ökonomie eindeutig überhand genommen hätten und somit das sinnvolle Nachdenken über und handeln in der Wirtschaft eher behinderte.

Sedlacek geht in dem Buch dem nach, was diverse Quellen unserer Kultur – angefangen beim gilgamesch-Epos über die jüdische Überlieferung und die Bibel (altes und Neuest Testament getrennt), die alten Griechen, Descartes, ein mir bis dahin vollkommen unbekannter Herr Mandeville und schließlich Adam Smith (der hat noch Interessanteres geschrieben als Vom Wohlstand der Nationen, dem Werk, das noch heute zur Erklärung der internationalen Arbeitsteilung herangezogen wird) – zum Wirtschaften im Allgemeinen, zum Umgang mit Geld und Schulden, zu barmherzigkeit, Spenden und Verdienen zu sagen wussten.

Anschließend dreht er den Spieß um und betrachtet die moderne Wirtschaftstheorie im Licht der vorher gewonnenen Einsichten und kommt am Ende zu dem Schluss, dass die Durchrationalisierung ökonomischen Denkens anhand mathematischer Formeln zu allem Möglichen geführt hat, aber jedenfalls nicht immer zu vernünftigen Erkenntnissen oder gar vernünftigem Verhalten. Vielmehr müsse die Ethik wieder zurück in die Wirtschaft, als zusätzliches Moment neben all den Formen, die den Menschen als Person mit subjektiven Gefühlen etc. mehr oder weniger aus dem Spiel verbannen.

Ökonomie mal andersrum. Lesenswert und bestimmt nicht als Fasdt-Food-Lektüre geeignet, obwohl das Buch ohne Fremdwortkonvolute und mathematischen Überbau auskommt.

Cebit: Shareconomy als Motto – einige Anmerkungen

Kaum sind sechs jahre nach dem Erscheinen von Jeremy Rifkins legendärem Buch „Access, Das Verschwinden des Eigentums“ vergangen,
entdeckt auch „schon“ die IT-Branche die Shareconomy. Nun, liebe IT-Messe, vor Dir haben das schon Millionen Eltern, die keine überteuerte Kleinkind-Kleidung mehr wollen, Flohmarktbesucher, die lieber Echtzholzmöbel und Porzellan aus der Mottenkiste als Plastikmüll frisch aus der Fabrik möchten, die Besucher von Leih- und Tauschbörsen und nicht zu vergessen aller Büchereien in aller Welt, Mitwohn und -fahrbörsen etc. gewusst. Nur dass jetzt ein Geschäft draus werden soll, weil den Herstellern all der Güter, die in Zukunft geteilt werden, irgendwann die Felle davonschwimmen. Hoffen wir, dass da noch etwas von den idealistischen Ansätzen der Anfangszeit übrig bleibt. Sonst führt die Share-Economy namlich nur dazu, dass den Leuten, die durchs Teilen sparen wollen, am Ende das Geld an einer anderen Stelle aus der Tasche gezogen wird, statt sie vom Zwang des ewigen Geldverdienens zu entlasten. Wer weniger ausgibt, muss nämlich auch weniger verdienen und daher weniger arbeiten. Das fördert nur leider nicht das Bruttosozialprodukt, dafür aber den nachhaltigen Umgang mit zeit und Ressourcen. Mal sehen, welcher Impuls am Ende den Sieg davonträgt.