Selfies, neue Technologie, ein Plädoyer für Großzügigkeit und ein Abschied

Diesmal gibt es drei Rezensionen. Die erste dreht sich um ein Buch, das sich mit einem Phänomen des Smartphone-Zeitalters beschäftigt: dem Selfie. Wie ein Selfie entsteht, weiß die geneigte Leserschaft wahrscheinlich sowieso, deshalb erspare ich das Thema.

Hier geht es darum, was Menschen mit Selfies anstellen und was sich dadurch ausdrückt. Das Buch ist leider sehr soziologisch geschrieben, bringt aber doch einige erhellende Aspekte in dieses Massenphänomen. Nach theoretischen Abhandlungen, die das Selfie als Kommunikationshandeln analysieren, geht es ins Detail. Es wird eine Art Typologie von vier Selfie-Typen entwickelt und jeweils geschaut, was sie charakterisiert.

Dabei geht es zum ersten um die sogenannten „Rich Kids“, also Influencer, die ihren Konsum per Selfie im Internet ausstellen und andere zur Nachahmung animieren wollen, weil sie damit ihr Geld verdienen. Gruppe zwei sind diejenigen, die das Selfie-Schießen mit dem Benutzern von Ego-Shootern oder ähnlichen Spielen verbinden. Gruppe drei umfasst die Angehörigen der Quantified-Self-Bewegung. Das sind Menschen, die sich mit Hilfe digitaler Mittel ständig selbst vermessen, ihre Messungen im Internet öffentlich machen und darüber mit anderen in eine Art Vergleichswettbewerb treten. EIne andere Form b besteht darin, möglichst leistungsfordernde oder aufregende Abenteuer online beispielsweise per Helmkamera oder Selfie-Kamera festzuhalten und die Bilder dann im Web zu veröffentlichen. Die vierte Gruppe umfasst Menschen, die man als Anhänger einer Selfie-geprägten Erinnerungskultur begreifen könnte. Sie besuchen beispielsweise KZ-Gedenkstätten und dokumentieren ihre Besuche mit Bildern, die sie jeweils selbst in verschiedenen Situationen und Befindlichkeiten an dem jeweiligen Erinnerungsort zeigen. Diesen Teil empfand ich als am interessantesten, weil hier die Theorie durch viele Bildbeispiele untermauert und damit anschaulich wird.

In einem abschließenden Kapitel geht es um Gegenbewegungen zum Selfie-Kult, sozusagen um Anti-Selfies, um Ironisierungen von Selfies und damit um die Entmachtung dieses Bildtyps, der in den letzten Jahren sehr überhand genommen hat. Hier sollen Inhalte wieder anstelle von Gesichtern mit irgendwelchen darauf gespiegelten Emotionen treten. Und dies ist ja in der Diskussion um Nachhaltigkeit durchaus auch ein Thema.

Wer gern einmal auf gehobenem inhaltlichen Niveau mit dem Phänomen Selfie auseinandersetzen möchte, ist mit dem Buch aus dem transcript-Verlag gut bedient.

Mit den beiden übrigen Büchern begeben wir uns wieder auf das Feld der Nachhaltigkeit und Zukunhftsfähigkeit im engeren Sinn. Dabei ist eines sehr nachdenklich, das andere sehr optimistisch. Fangen wir mit dem nachdenklichen an. Fred Luks, Ökonom, befasst sich in seinem Buch „Ökonomie der Großzügigkeit“ damit, dass Spar- und Effizienzzwang mitnichten zu mehr Nachhaltigkeit führen, sondern nur dazu, dass sich das Rädchen immer schneller dreht, ohne dass am Ende irgendwas eingespart wird.

Dem setzt Luks ein Konzept der Großzügigkeit entgegen, das er dann für unterschiedliche Bereiche durchdekliniert. Dabei versteht er unter Großzügigkeit nicht das sinnlose Verschleudern von Ressourcen, sondern versteht den Begriff eher als maßvolles Verhalten. Im Umgang mit Zeit soll das beispielsweise bedeuten, nicht die letzte Effizienzressourcen im Bereich der Zeitplanung zu realisieren, sondern eher so zu planen, dass Zeitreserven vorhanden sind. I(m Umgang mit Material würde die so verstandene Großzügigkeit bedeuten, eben nicht just in time jedes Teil sekundengenau anzuliefern, sondern beispielsweise eine gewisse Lagerhaltung zu betreiben, die Unabhängigkeit von ellenlangen weltweiten Lieferketten und ihren Unwägbarkeiten herstellt.

Im Umgang mit Aufmerksamkeit würde es bedeuten, den Informationsinput nicht so lange zu optimieren, bis buchstäblich nichts mehr in den Kopf passt – was auch heißen kann, den Umgang mit digitalen Medien zu limitieren. Und im Umgang mit Fehlern oder Schulden die Möglichkeit, sich selbst solche zu verzeihen und Schulden gegebenenfalls auch zu erlassen, wenn das aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll erscheint.

Obwohl sich nicht immer erschließt, warum solche an sich vernünftigen Verhaltensweisen unbedingt unter den Oberbegriff Großzügigkeit subsumiert werden müssen – den der Autor auch an mehreren Stellen als Angemessenheit paraphrasiert – ist das Buch doch eing interessante gedankliche Anregung.

Schließlich der Optimist: Spiegel-Autor Ulrich Fichtner versucht, dem allgemeinen Zukunftspessimismus mit seinem Buch „Geboren für die großen Chancen“ ein Bild der Welt der Zukunft entgegenzusetzen, das diese auch für die nachkommenden Generationen noch lebenswert scheinen lässt. Dabei ist er, wie er im ersten Teil seines Buchs beschreibt, durchaus der Meinung, dass unsere bisherige Wirtschaftsweise ein notwendiges Ende erreicht hat.

Deshalb stehe aber mitnichten ein Weltuntergang bevor, sondern eine Verwandlung der bisherigen Wirtschaftsweise, die zwar schon in vollem gang sei, die wir aber nicht richtig wahrnehmen. Der wichtigste Motor dafür ist nach Meinung Fichtners die technische Innovation, die gerade jetzt rasant voranschreite. Diese These untermauert der Autor durch viele Beispiele aus den Themenbereichen Energie, CO2-Beseitigung, Recycling und geschlossenen Stoffkreisläufen, Entmaterialisierung durch Digitaltechnik, digitalen Zwillingen und KI, Zell- und Gentechnik.

Schließlich beschreibt der Autor mögliche Lebenswelten eines heute geborenen Kindes in einigen Jahrzehnten, die sehr anschaulich beschreiben, was möglich ist und sich wahrscheinlich verändern wird. Gleichzeitig aber auch, was wahrscheinlich für ein Kind auch dann noch so bleibt, wie es heute ist.

Wer Kinder hat oder will und daran zweifelt, ob es sinnvoll war oder ist, sie in diese Welt zu setzen, könnte von diesem Buch profitieren, das allzu finsteren Perspektiven einen positiveren Blick entgegenstellt.

Und nun noch eine Mitteilung in eigener Sache: Nach diversen Jahren, in denen auf diesem Blog so manches interessante Buch vorgestellt und besprochen wurde, möchte ich meine Rezensionstätigkeit jetzt beenden. Ich glaube, dass das Thema Nachhaltigkeit endgültig in der Realität angekommen ist. Dass wir uns damit befassen müssen, weiß heute jeder (außer einigen wenigen), und das ist etwas, das sich gegenüber der Zeit, in der ich anfing, nachhaltigkeitsbezogene Bücher und Bücher zu alternativen Wirtschaftsmodellen zu rezensieren, noch anders war. Zumindest empfinde ich es so. Ich möchte deshalb allen danken, die ab und zu bei „Andere Wirtsachaft“ vorbeigeschaut haben oder es noch tun werden und würde mir wünschen, dass manche aus eigenem Antrieb weiter nach entsprechenden Büchern suchen, sie lesen und von ihnen profitieren.

Die Texte bleiben vorläufig online.

Bibliographie:

Ramon Reichert: Selfies. Selbstthematisierung in der digitalen Bildkultur. 197 Seiten, broschiert, zahlreiche Abbildungen in s/w. Transcript-Verlag, Reihe Digitale Gesellschaft, Bielefeld 2023. ISBN 978-3-8376-3665-9. 30,00 Euro. Auch als PDF/ePUB.

Ulrich Fichtner: Geboren für die großen Chancen. Über die Welt, die unsere Kinder und uns in Zukunft erwartet. Gebunden, 311 Seiten, DVA/Spiegel-Buchverlag, München 2023. ISBN 978-3-421-07015-9, 24 Euro.

Fred Luks: Ökonomie der Großzügigkeit. Wie Gesellschaften zukunftsfähig werden. 338 Seiten, broschiert. Transcript-Verlag, Reihe XTexte, Bielefeld 2023. ISBN 978-3-8376-7028-8. 32,00 Euro, auch als ePUB und pdf.

Was hat Gender mit Wissenschaft und Technik zu tun?

Diese Frage bewegt die Welt keinesfalls erst seit dem Entstehen des Queer-Movement. Vielmehr stellten autonome Feministinnen sie bereits in den 70er und 80er Jahren, und zwar von einem geisteswissenschaftlichen Standpunkt aus sowohl an die Geistes- als auch an die Naturwissenschaften und die Kunst samt ihrer Rezeption. Inzwischen werden diese Ansätze historisiert und in Verbindung gesetzt zu neuen, interdisziplinären und intersektoralen Ansätzen.

Ein entsprechendes Forschungsprojekt „Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen“ unter der Führung des Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Oldenburg lief zwischen 2014 und 2018. Aus den Ergebnissen eines Teilprojekts, das die Technische Universität Braunschweig verantwortete, entstand der hier besprochene Band.

Was kritisierten Feministinnen, die Ökologie und die Technikkritik an den Verfahrensweisen und dem Personal der Wissenschaft der 70er und 80er Jahre? Wie arbeiteten sie? Was davon ist geblieben oder wurde in neuere Ansätze übernommen? Wer das wissen möchte, ist mit dem zum Projekt 2020 im transcript-Verlag erschienenen Buch gut bedient.

Es gliedert sich in drei große Abschnitte: Grundlagen der Kritik an den disziplinären und wissenschaftlichen Strukturen im Allgemeinen, Anwendung dieser Ansätze auf unterschiedliche Bereiche und schließlich die Darstellung aktuelle Ansätze. Sie führen die alten teils fort, gehen aber auch andere Wege.

Der erste große Abschnitt beschreibt dabei die Basis, von der aus die heranwachsende Wissenschaftlerinnengeneration die bestehenden Strukturen, Fächergrenzen etc. in Frage stellten. Drei Kapitel befassen sich mit interdisziplinärem Arbeiten und mit den grundlegenden Inhalten feministischer, ökologischer und technologiekritischer Ansätze. Ein drittes Kapitel thematisiert die Trennung zwischen Reproduktions- und intellektueller Arbeit – ein Thema, das Gesellschaft und selbstverständlich auch den neuen Feminismus bis heute beschäftigt.

Informatik

Als Beispielfelder zur Anwendung des zunächst dargestellten denkerischen Fundaments haben die Herausgeberinnen Informatik, naturwissenschaftliche Forschung und Kunstgeschichte beziehungsweise -wissenschaft ausgewählt. Im Abschnitt Informatik geht es um die Arbeitsgruppe „Frauen und Informatik“ der Gesellschaft für Informatik. Diese Gruppe versuchte und versucht bis heute, frauenspzifische Themen, Sichten und Ansätze in der Informatik zu etablieren sowie ganz pragmatisch Informatikerinnen zusammenzubringen, ihre Interessen zu eruieren und zu artikuieren. Als Beispiel eines Ansatzes, der aus diesem Umfeld hervorging, wird die partizipative Softwareentwicklung erwähnt, das maßgeblich von Christiane Floyd erdacht wurde. Sie kritisierte eine zu wenig an Kommunikation und humanwissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtete Methoden und Herangehensweisen. Vielleicht lässt sich sagen, dass die heutige agile Softwareentwicklung mit ihrer engen Anwenderkommunikation, Devops sowie Ansätze, die Entwicklung der KI mit ethischen Begrenzungen auszurüsten, durch ihr Denken beeinflusst wurden.

Naturwissenschaften

Im Abschnitt Naturwissenschaften berichtet der erste Abschnitt über die FiNUT (Frauen in Naturwissenschaft und Technik), die sich in den 70ern zusammentaten und in den 80ern und 90ern einige weithin beachtete Kongresse durchführten. FiNUT setzte sich mit den männlich dominierten Strukturen besonders in der Naturwissenschaft auseinander, versuchte, Naturwissenschaftlerinnen bundesweit, aber auch international zu vernetzen und grub in der Geschichte nach vergessenen Naturwissenschaftlerinnen.

Ein Beispiel für eine feministische Naturwissenschaftlerin, die noch dazu offen lesbisch lebte, ist die 2023 verstorbene Jenny Kien. Ihr ist in dem Buch ein ganzes Kapitel gewidmet. Die aus Australien stammende jüdische Neurobiologin und Zoologin leitete prestigeträchtige zoologische Forschungsprojekte, erhielt mehrere hoch dotierte Wissenschaftsstipendien und entwickelte neuartige Forschungsansätze, die darauf zielten, eher den Gesamtorganismus im Auge zu haben, als ihn bis ins Kleinste zu zergliedern und damit zu zerstören.

Gleichzeitig arbeitete Kien in feministischen Zusammenhängen an der Vernetzung von Wissenschaftlerinnen, um deren Chancen im Forschungsbetrieb zu verbessern. Zudem holte sie Vorläuferinnen aus dem Vergessen. So hielt sie in den 80ern zusammen mit David Cassidy, einem Wissenschaftshistoriker, eine vielbeachtete Vorlesungsreihe (eine von nur zwei in ganz Deutschland) zu vergessenen Naturwissenschaftlerinnen und ihrer Arbeit. Dieses Thema wurde auch öffentlich breit rezipiert und führte zu einer Reihe von Veröffentlichungen in der Tages- und der Frauenpresse.

Trotz hervorragender wissenschaftlicher Arbeit gelang es Kien nicht, in Deutschland eine Professur zu ergattern, weshalb sie 1994 Deutschland verließ und 1996 gänzlich nach Israel umsiedelte. Dort lehrte sie Themen aus Zoologie und Ökologie an zwei Universitäten und veröffentlichte in den 2000er-Jahren zwei Standardwerke zur feministischen Kritik an der jüdischen Religion.

Kunst

Drei Aufsätze beschäftigen sich mit Themen rund um Kunstgeschichte und -wissenschaften. Thematisiert werden zum einen die Kunsthistorikerinnen-Kongresse der späten 80er Jahre und ihre Sicht auf den Kunstbetrieb. Ein zweiter Aufsatz beschreibt, wie die damals edntwickelten Ansätze rezipiert wurden oder eben nicht. Und schließlich liefert der dritte Text Daten zur Geschlechteraufteilung an den Kunstakademien heute.

Wie geht es weiter?

Im dritten großen Block des Buchs geht es darum, wie die im Buch beschriebenen Ansätze heute weitergeführt werden oder ob sich neue Ansätze gebildet haben. Das Buch schließt mit einem Ausblick, der Geschlechterwissen in der Wissenschaft als Methode einer „dissidenten Partizipation“ beschreibt. Das bedeutet die Möglichkeit, ein Teil der Wissenschaft zu bleiben, ohne deswegen zu allen ihren Praxen und Organisationsstrukturen ja zu sagen.

Fazit

Wer verstehen möchte, welchen Beitrag der (autonome) Feminismus zur heutigen Wissenschafts- und Technikkritik geleistet hat und wie diese Beiträge die derzeitigen wissenschaftskritischen Ansätze beeinflussen, ist mit diesem Buch gut bedient. Es entreißt wichtige Denkrichtungen und einige ihrer Protagonistinnen dem langsamen Vergessen.

Allerdings sind die hier versammelten Texte durchweg nicht im unterhaltsamen, sondern im wissenschaftlichen Stil geschrieben. Wer das nicht gewohnt ist, sollte sich auf etwas Mühe beim Lesen gefasst machen. Belohnt wird man dafür durch umfangreiche Literaturverzeichnisse hinter jedem Aufsatz, die es erleichtern, interessierende Themen zu vertiefen. Die drei Herausgeberinnen erweisen damit nicht nur der genderbezogenen Kritik an den Wissenschaften, sondern auch ihren Vorläuferinnen einen großen Dienst und sorgen dafür, dass die Beiträge von Frauen nicht wieder einmal vergessen werden.

Barbara Paul, Chorinna Barth, Silke Wenk (Hrsg.): Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen. Perspektiven der Kritik an akademischer Wissensproduktion. Reihe Studien interdisziplinärer Geschlechterforschung, Band 10. transcript-Verlag, Bilelefeld, 2020. Broschiert, 288 Seiten. ISBN 978-3-8376-5237-6, Print: 27,00 Euro, pdf: 23,99.

Gute Nachricht für Technologen

Ein neues Buch aus dem Dietz-Verlag, „Der Mensch-lima-Komplex“, ist geeignet, manche Hoffnungen und Illusionen hinsichtlich des Klimaschutzes, aber auch hinsichtlich unserer Vorstellungen von Wetter und Klima, zu erschüttern. Ich musste mich ein paar Mal schütteln, als ich es gelesen habe, aber die Gedanken darin haben einiges für sich, zumal der Autor kein Klimawandelleugner ist, im Gegenteil. Er war bis 2015 Leiter des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

Von Storchs Buch liefert zunächst Grundlagenwissen zu den Begriffen Wetter und Klima, um dieses Wissen dann auf die Diskussion über den Klimawandel anzuwenden. Dabei bezieht er sich häufig auf die Forschungen von Nobelpreisträger Klaus Hasselmann.

Der hat seinen Nobelpreis bekommen, weil er eine Formel dafür entwickelt hat, wie man hinsichtlich Wetterkapriolen den menschengemachten Anteil vom statistischen Rauschen der Wetterbedingungen trennt – der Anfang der inzwischen zum Star aufgestiegenen Zurechnungsforschung.

Außerdem diskutiert von Storch, wie Wissen zustande kommt, insbesondere in der Klimaforschung. Und stellt fest, dass es dort durchaus nicht anerkannte Konzepte gibt. Zum Beispiel die sogenannten Kippunkte, die einem in jedem zweiten Artikel um die Ohren gehauen werden. Sie wurden nicht in die wissenschaftliche Konsensfassung aufgenommen, weil es für die Theorie, so anschaulich-schauerlich sie auch sein mag, keine ausreichenden Belege gibt.

Zur Erinnerung: Die Theorie von den Kipppunkten besagt, dass beim Überschreiten bestimmter Schwellen unwiderrufliche Änderungsdynamiken losgetreten werden, die zum Untergang oder jedenfalls zur schwersten Beeinträchtigung der menschlichen Zivilisation führen werden. Das kann man glauben, muss es aber nicht – jedenfalls heute nicht. Das bedeutet nicht, dass Klimaschutz unnötig wäre, aber es nimmt etwas Hysterie aus der Debatte.

Weiter macht von Storch klar, dass wir, um es mal ganz deutlich zu sagen, uns das 2-Grad-Ziel global betrachtet in die Haare schmieren können, weil buchstäblich niemand genug tut, und weil man dies von den sich entwickelnden Ökonomien im Süden auch gar nicht erwarten könne, jedenfalls nicht über irgendwelche Verzichtlogiken.

Daraus folgt, so Storch, dass alle, uns auch unsere Gesellschaft insgesamt sehr viel mehr für Klimafolgenvermeidung tun muss, statt ausschließlich auf Klimaschutz zu setzen. Das mache, so der Autor, Klimaschutz mitnichten unnötig, beides sei unverzichtbar, wie er immer wieder betont. Da man aber vorhersehbarerweise die gesetzten Klimaziele nicht erreichen werde, sei es schlicht fahrlässig, nicht mehr Vorbeugung zu betreiben. Nichts anderes, so Storch, trieben ja die kontinentaleuropäischen Nordseeanrainer schon seit Jahren.

Schließlich sagt von Storch, dass des Westens Beiträge zu Klimaschutz und Klimafolgenschutz beispielsweise darin bestehen könnten, Reis zu züchten, der weniger Methan ausgast (Methan aus Reisfeldern ist der wichtigste Emittent dieses höchst klimawirksamen Gases) oder andere technologische Errungenschaften zu entwickeln, die dann günstig in den Süden exportiert werden könnten, weil man sie tatsächlich attraktiv findet – wenn sie bei uns im Einsatz ihre Tauglichkeit bewiesen haben.

Sprich: Mehr Technologie und weniger Verzicht. Aber auch Verzicht darauf, den Aufbau und das Ausprobieren neuer Umwelttechnologien immer wieder durch Gerichtsklagen nach dem Motto „Not in my backyard“ zu verhindern. Das könnte auf Dauer etwas bringen. Die Einhaltung des 2-Grad-Zieles allerdings wohl kaum.

Bibliographie

Von Storch, Hans: Der Mensch-Klima-Komplex. Was wissen wir? Was können wir tun? Zwischen Dekarbonisierung, Innovation und Anpassung. Broschiert, zahlreiche s/w und farbige Abbildungen, 192 Seiten. Dietz-Verlag, Bonn, 2023. ISBN 978-3-8012-0659-8, 19,90 €

So korrigiert man Lügen über die Energiewende

Wenn es Schwierigkeiten gibt, die Energiewende in Gang zu bringen, hängt das nicht nur an den durchaus real vorhandenen Problemen, sondern auch daran, dass von interessierten Kreisen immer wieder aus sehr nachvollziehbaren Gründen allerlei Halb- und Unwahrheiten über die Möglichkeiten, unser Energiesystem auf Erneuerbare umzustellen, verbreitet werden. Gleichzeitig bemühen sich aber immer schneller Fachleute, entsprechende Informationen richtigzustellen.

Ein besonders schönes Beispiel dafür findet sich auf Youtube: Der Volkswirt Hans-Werner Sinn, Leiter des ifo-Instituts, hielt im Jahr 2022 eine Weihnachtsvorlesung darüber, warum die Idee einer schnellen Energiewende illusionär sei und offenbarte dabei ein erhebliches Unverständnis über Grundtatsachen zu den Erneuerbaren. Kaum war der Vortrag gehalten, machten sich verschiedene Spezialisten für Energietechnik daran, die Fehler und verkürzten Darstellungen für jede Person nachvollziehbar zu korrigieren und diese Informationen übers Internet zugänglich zu machen. Eine der besten derartigen Darstellungen findet sich hier (https://www.youtube.com/watch?v=XSJk1I03cAo). Urheber ist Stefan Krauter, Professor für photovoltaische Energiesysteme. Noch schneller war der Channel Ingenieurkunst (https://www.youtube.com/watch?v=YCoXpkjaN08) , auf die sich auch Krauter in seiner Richtigstellung bezieht. Wer gern einmal sehen möchte, mit welchen Fake-Argumenten (insbesondere: die Dunkelflaute!) renommierte Wissenschaftler gegen die Energiewende anrennen und wie man solche Argumente wirksam durch nachvollziehbare Argumente entkräftet, dem oder der seien diese beiden Quellen wärmstens empfohlen.

Erde für alle – schön wär`s

Earth for All, ein neuer Bericht an den Club of Rome, basiert auf der Fortschreibung und Weiterentwicklung der Erdmodelle, die dem vor 50 Jahren erschienenen Mega-Bestseller „Grenzen des Wachstums“ zugrunde lagen. Sie wurden um Indikatoren zur sozialen und geschlechtlichen Gleichberechtigung verfeinert und erweitert. Das ist unter anderem wegen der gestiegenen Rechenleistungen heutiger Rechner möglich. Erste Erkenntnis: die Trends, die in „Grenzen des Wachstums“ prognostiziert wurden, sind weiterhin ungebrochen, allenfalls etwas in die Länge gezogen.

Anschließend an diese gut begründete Feststellung haben die Autoren mehrere Szenarien entwickelt – eines mit „Business as usual“, sprich: relativ halbherzigen Bemühungen, das Klima zu schützen, und eines, das den Klimawandel tatsächlich stoppen könnte. Allerdings erfordert es gravierende Veränderungen benötigt.

Dazu gibt es praktische Vorschläge, wie das alles zu erreichen wäre, und zwar für die Bereiche Landwirtschaft, soziale und Geschlechtergerechtigkeit sowie die Beseitigung von Armut und eine fossilfreie Energiewende.  Sie klingen an sich plausibel: Abschied von der industriellen Landwirtschaft, eine andere Besteuerung und groß angelegte Umverteilung – das alles sind Vorschläge, die man so oder ähnlich schon aus verschiedenen Ecken vernommen hat.

Betrachtet man sich allerdings die Realität mit Ukraine-Krieg und sonstigen Unruheherden, stellt sich die Frage: Wie um Himmels willen soll man dahin kommen? Wer schafft es, statt mit nochmalig verbesserten Rechnermodellen auszurechnen, wie viel näher wir dem Abgrund jeden Tag kommen, endlich im Sinn des Klimaschutzes wirksame Handlungen zu induzieren? Wie will man Menschen dazu motivieren, liebgewordene Privilegien wie Ferienflüge, Fleisch auf dem Teller etc. freiwillig und in Massen aufzugeben? Wie dazu, Panzer und anderes schweres Gerät stehen zu lassen und statt dessen Erneuerbare-Energien-Anlagen zu bauen, so lange diktatorische Berserker wie Putin die Welt verwüsten?

Und wie bauen wir bei ernsthaftem Klimaschutz unsere Industriegesellschaft so um, insbesondere dass die Rentensysteme nicht komplett auseinanderbrechen? Ich bin mit fast 65 in einem Alter, in dem sich dieses Thema zur individuellen Schicksalsfrage der nächsten Jahre entwickeln könnte, denn ich habe zwar fleißig gespart und gezahlt, weiß aber, dass es für die Jüngeren kaum vorstellbar ist, in eine Kasse zu zahlen, aus der sie selbst kaum noch was bekommen. Nur: Was soll ich in meinem Alter noch an der Situation ändern?

Die aktuelle politische Großwetterlage jedenfalls führt zu vielem, ganz bestimmt aber nicht zu weltweiten Energieeinsparungen oder einer nachhaltigen Landwirtschaft. Kurz: Man kann schon ins Grübeln geraten. Denn dass nun plötzlich alle an einem Strang ziehen, um unsere Welt für die kommenden Generationen zu retten, davon ist weit und breit aber auch gar nichts zu entdecken.

Fortschritten an einer Stelle stehen bedrückende Negativentwicklungen an anderer gegenüber, und die Zeit verrinnt schneller als der Kleber der Aktivisten der „Letzten Generation“ auf der Straße oder an  Bilderrahmen trocknen kann. Kurz, die Lage ist mehr oder weniger hoffnungslos, aber kaum noch ernst zu nehmen, wenn man nicht verzweifeln will. Vielleicht sind trotz allem deshalb Bücher wie Earth for All besonders nötig, zeigen sie doch, dass es immerhin möglich wäre, etwas zu tun, wenn nur irgendjemand ernsthaft wollte.

Bibliographie: Der neue Bericht an den Club of Rome: Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Softcover, 256 Seiten. Oekom-Verlag, München, 2022. Übersetzt von Barbara Steckhan und Rita Seuß. ISBN 978-3-96238-387-9. 25 Euro.

Übrigens: Bücher kauft man in der nächstgelegenen oder der eigenen Lieblings-Buchhandlung. Die ist bestimmt nicht weit weg, sorgt für Arbeitsplätze und belebt das Viertel (im Gegensatz zu Amazon, das nur den Lieferverkehr belebt).

Unangenehme Aktualitäten, interessante Fragen, ein Einblick in russische Untiefen und eine neue Theorie des Menschen

Und schon ist es November. Bis gestern war es mehr als 20 Grad mehr, das ist schon unheimlich. Heute sieht es aber richtig novemberig aus. Hilft aber nichts. Der erste Monitoringbericht über die deutschen Bemühungen, bis 2030 ausreichend Kohlendioxid einzusparen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, hat ein schlichtes Ergebnis: Die bisherigen Bemühungen reichen nicht. Was anderes erwartet? Wohl kaum.

Denn statt sich mit dem unaufhaltsam voranschreitenden Klimawandel zu beschäftigten, hat die europäische Welt im Moment vor allem damit zu tun, die Auswirkungen von Putins Angriff auf die Ukraine irgendwie zu handhaben, einschließlich Gaspreisbremse, LNG-Terminals und Weiterbetrieb der Atomanlagen.

Russland von innen

Wer gern mal etwas mehr darüber wissen will, wie Russland von innen tickt und was die außerparlamentarische Opposition, namentlich die Anhänger von Alexei Nawalny darüber denken, dem sei das Buch „Putinland“ des Nawalny-Vertrauten Leonid Wolkow, erschienen bei Droemer, empfohlen. In dem Buch beschreibt Wolkow, wie Putin in den Neunzigern seine Macht ausbaute, wie die innerrussische Widerstandsbewegung um Nawalny entstand, wie sie arbeitet, welche Erfolge sie hatte und was es bedeutet, dass ihr Anführer im Straflager sitzt. Man erfährt, wie das russische Regime im Allgemeinen mit Meinungsabweichlern umgeht, erfährt aus einer anderen Perspektive, was beim Giftanschlag auf Nawalny geschah und warum er trotzdem nach Russland zurückkehrte. Wolkow hat die Hoffnung, dass der „Putinismus“ nach Putin zerfällt, und dass das Land nach einer Phase des Chaos sich wieder auf den Weg nach Europa machen wird. Schön wäre es.

Vielleicht würde dann dem Klimawandel wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was absolut wünschenswert wäre, wenn unsere Enkel hier noch etwas Spaß haben sollen.

Das Letzte von der Letzten Generation

Derweil ist die erste Frau gestorben, weil der Rettungswagen nicht durchkam. Das wiederum einer Fahrbahn-Klebeaktion der „Letzten Generation“ und habe auch an der Handhabung dieses Umstands gelegen – siehe Pressemitteilung. So sehr ich finde, dass ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen eigentlich keine politische Frage mehr sein sollte, sondern eine des gesunden Menschenverstandes (warum soll bei uns nicht funktionieren, was überall auf der Welt funktioniert), so wenig halte ich das Festkleben auf Fahrbahnen für hilfreich.

Gleichzeitig finde ich die Wut der „Letzten Generation“ sehr verständlich, und die Frage ist, wie diese Gruppe, aber auch andere, denen es ähnlich geht, ihren Frust wirksam ausdrücken können, ohne dass es tödliche Folgen zeitigt. Denn ich zweifle nicht, dass noch aus vielen Ohren jede Menge Schmalz zu entfernen ist, bevor die Nachricht von den schleunigst nötigen Veränderungen bei gesellschaftlichen und individuellen Verhaltensweisen in der wünschenswerten Klarheit auf breiter Front in die Gehirne vordringt. Denn solche Nachrichten sind selten angenehm, sobald es darum geht, jedem und jeder auch persönliche Veränderungen abzuverlangen, die unbequem sind (Nicht mehr ferienfliegen? Kein Grillwürstchen?) . Ich habe dafür keine Lösung. Leider.

Der Mensch als Konglomerat von Lebewesen

Vorschläge, wie man das bisherige Wirtschafts- und Wachstumsmodell durch natur- und menschenverträglichere Verhaltens- und Wirtschaftsweisen ablösen kann, gibt es viele. Einen weiteren hat jüngst Jeremy Rifkin mit „Das Zeitalter der Resilienz“ veröffentlicht.

Rifkin beginnt damit, einen Schlüsselbegriff unserer Zeit, nämlich Effizienz, neben einen Schlüsselbegriff der Naturwissenschaften, nämlich Entropie, zu stellen und kommt zu dem Schluss: Je mehr technische Effizienz, desto höher die Entropie. Und natürlich erklärt Rifkin auch, was Entropie überhaupt ist, nämlich der natürliche Drang der Dinge, sich dem niedrigsten Organisations- und Energiezustand anzunähern. Sprich: zu zerfallen. Statt Effizienz der Produktionsprozesse in den Mittelpunkt zu stellen, müsse es zukünftig vor allem um Resilienz gehen, also um unsere Fähigkeit, Entropie möglichst gering zu halten.

Dann beschreibt Rifkin, wie der Mensch sich die Erde unterworfen hat (Landwirtschaft, Bergbau, Kolonialismus, andere extraktive Praktiken), immer aus der Perspektive, dass es sich bei der Umwelt um kein gleichwertiges Gegenüber, sondern um ein beliebig nutzbares Objekt handelt.

Im dritten großen Abschnitt erklärt Rifkin, wie intensiv Menschen (und alle Lebewesen) zur sie umgebenden Natur gehören, statt sich gegenüberzustehen, wie sich Natur und Mensch wechselseitig durchdringen. Dabei erklärt er dem individualistischen Prinzip, also der Theorie vom autonomen Individuum, den Krieg. Menschen seien schon deshalb nicht autonom, weil sie etwa zur Hälfte nicht aus menschlichen Zellen, sondern aus Bakterien oder Viren bestehen. Sie sind also ein Konglomerat aus allen möglichen Lebewesen, dessen hoher Organisationsgrad gegen den Drang zur Entropie nur durch die ständige Zufuhr von Energie aufrecht erhalten wird. Und wie der Mensch als spezifische Ansammlung von Lebensformen funktioniere, wisse man auch noch nicht genau – siehe das Darmbiom, dessen Funktionieren gerade erst erforscht wird. Insofern seien Menschen und überhaupt alle lebenden Wesen dissipative Strukturen, die sich in einem ständig wechselnden Fließgleichgewicht mit ihrer Umgebung befinden. Zerstören sie ihre Umgebung, zerstören sie so nutwendigerweise sich selbst.

Dann kommt Rifkin zum wissenschaftlich wohl anfechtbarsten Teil seiner Überlegungen, nämlich zum Abschied von der Darwinschen Vorstellung, allein die Gene steuerten, wie ein Lebewesen sich entwickelt. Erstens sei der menschliche Organismus über biologische Taktgeber im Gehirn auf bestimmte zeitliche Muster geeicht. EInige davon sind mit der Außenwelt koordiniert, und dies geschieht, so Rifkin, über elektromagnetische Felder, etwa das Erdmagnetfeld. Diese Befunde sind gut belegt, für die Entdeckung biologischer Uhren im Gehirn wurden sogar schon Nobelpreise verliehen. Dann aber wird es partiell spekulativ: Auch bei der Embryonalentwicklung sieht Rifkin unter Berufung auf einige wenige Studien elektromagnetische Felder am Werk, die mitentscheiden, wie sich die Gene des jeweiligen Individuums am Ende umsetzen. Rifkin betrachtet elektromagnetische Felder als universelle Lebensarchitekten. Wie genau diese Steuerung vonstatten gehen soll, sagt er nicht, und anscheinend gibt es dazu auch noch keine ausformulierte wissenschaftliche Theorie, sondern höchstens ein paar experimentelle Befunde. Die vermeintlich sicheren Erkenntnisse ohne schlüssige Theorie dahinter werden heute in erster Linie von halbseidenen Heilunternehmern dazu genutzt, medizintechnische Hilfsmittel mit teils zweifelhaftem Nutzen teuer zu verkaufen. Hier bewegt sich also Rifkin weg vom gesicherten wissenschaftlichen Konsens, was schade ist und dafür, seine These vom Menschen als dissipativer Struktur zu belegen, auch gar nicht notwendig.

Im letzten Abschnitt wird es wieder greifbarer. Hier geht es nämlich darum, was die neue Sicht der Dinge (der Mensch als im Fluss befindlicher Teil der Natur, der mit ihr vielfältig bis in den Körper hinein unauflöslich verschränkt ist) für Wirtschaft, Gesellschaft und Nachhaltigkeit bedeutet. Nämlich das Ende des globalen Kapitalismus, bioregionale Wirtschaftskreisläufe und viel stärker partizipationsorientierte Demokratiemodelle. Mag man das nun bejahen oder nicht, lesenswert ist das Buch auf jeden Fall, schon allein, um mitdiskutieren zu können. Immerhin hat Rifkin damit einen New-York-Times-Bestseller gelandet.

Absurde Fragen korrekt beantwortet

Diejenigen, denen das alles zu ungemütlich ist, können sich mit Band zwei des Bestsellers „What if?“ in andere Sphären katapultieren lassen. Mögen kann man das Buch nur, wenn es einem nichts ausmacht, dass es hier keine fortlaufende Handlung oder Erklärung gibt, sondern relativ unverbunden nebeneinander stehende Fragen aus dem großen Bereich der Naturwissenschaften, vor allem der Physik gestellt und so gut es geht beantwortet werden.

Und zwar absurde, hypothetische Fragen wie die, wie lange es dauern würde, auf einer Rutschstange zwischen Erde und Mond von da nach dort zu gelangen. Diese werden dann ernsthaft und nach dem aktuellen physikalischen Wissen beantwortet. Gewürzt sind die Antworten mit kleinen Zeichnungen, die das Ganze humorig auflockern. Am interessantesten fand ich das Spiel mit den Dimensionen, das so charakteristisch für die Physik ist. Sie vermisst und berechnet ja wirklich buchstäblich alles: vom atomaren Bruchteil bis zum Galaxienhaufen am Ende der Milchstraße. Dabei arbeitet sie mit Zehnerpotenzen und Maßstabsvergleichen, denn unser Hirn ist fürs Exponentiale nicht gebaut. Schade eigentlich, sonst würden wir wahrscheinlich viel besser begreifen, was ein exponentieller Anstieg von irgendwas tatsächlich bedeutet und endlich mehr tun, um die planetare Überhitzung durch unsere Aktivitäten endlich durch ein angepasstes Verhalten abzumildern oder irgendwann umzukehren.

Bibliographie: Leonid Wolkow: Putinland. Der imperiale Wahn, die russische Opposition und die Verblendung des Westens. 1. Auflage, Droemer, München 2022. Gebunden, 232 Seiten. ISBN 978-3-426-27899-4, 22 Euro.

Jeremy Rifkin: Das Zeitalter der Resilienz. Leben und denken auf einer wilden Erde. 1. Auflage, Campus-Verlag, Frankfurt 2022. Gebunden, 359 Seiten, ausführliches Fußnoten- und Stichwortverzeichnis. ISBN 978-3-593-50664-7, 32 Euro.

Randall Munroe: What if? 2 Was wäre wenn? Weitere wirklich wissenschaftliche Antworten auf absurde hypothetische Fragen. 1. Auflage, Penguin-Verlag, München. Mit Stickerbogen und zahlreichen s/w-Zeichnungen. Broschiert, 410 Seiten. ISBN 978-3-328-60093-0, 18 Euro.

Übrigens: Bücher kauft man in der Buchhandlung um die Ecke! Die ist persönlich da, schafft Arbeitsplätze und erhöht die Lebensqualität des Viertels.

Weiterlesen: Unangenehme Aktualitäten, interessante Fragen, ein Einblick in russische Untiefen und eine neue Theorie des Menschen

Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus

Im Moment dreht sich alles darum, ob nun Kohle, Atom oder Einsparungen das fehlende Gas ersetzen sollen. Das stimmt angesichts der klimatischen Lage der Welt nicht gerade optimistisch. Immerhin scheinen die verheerenden Waldbrände, Trockenheiten etc. zumindest anderswo langsam so etwas wie Erkenntnis reifen zu lassen, so kann man jedenfalls hier nachlesen. Und ob diesen Erkenntnissen Taten folgen, steht noch lange nicht fest. Bekanntlich schert die meisten ihr Gewäsch von gestern eher nicht so viel.

Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus

Zusätzlich zu den Hiobsbotschaften noch zwei Rezensionen. Das erste ist einer der vielen Weckrufe, die hoffen, die Menschheit doch noch zu schnellem Handeln zu bewegen. Herausgeber Klaus Wiegandt vom Forum für Verantwortung hat namhafte Klimaforscher zusammengeholt und schon zwei Anläufe unternommen, die im Buch enthaltenen Fakten und Ideen einer breiten Öffentlichkeit zugänglicher zu machen. Doch einmal kam Corona dazwischen, und nun der Ukraine-Krieg, der die Medien dominiert und wahrscheinlich derzeit auch das Denken der meisten Menschen. Wenn sie nicht gerade über die wahrscheinlich klimawandelbedingte Trockenheit sinnieren, die derzeit die Ernten verwüstet und Gewässer austrocknen lässt.

Was steht nun in „3 Grad mehr“, das sich übrigens zum Spiegel-Bestseller entwickelte. (Leider erfährt man nicht, welche Verkaufszahlen hinter dieser Bezeichnung stehen.) Jedenfalls: Die Autoren legen dar, was es für uns und für den Rest der Welt bedeutet, wenn wir ungebremst auf dem aktuellen Pfad fortschreiten. Sie legen dabei die Schlussfolgerungen des aktuellen Berichts des Weltklimarates zugrunde und verknüpfen zudem Klimafolgen und Artensterben zur Perspektive eines perfekten GAU für die Biosphäre, uns eingeschlossen. Dabei sehen sich die Autoren auch die Folgen für Deutschland und die Weltwirtschaft an. Und weisen darauf hin, dass sich die Kosten des Kampfes gegen und der Anpassung an den Klimawandel gegenüber dem Stern-Report Anfang des Jahrtausends schon erheblich erhöht haben. Jüngste Schätzungen liefert Deloitte in einem aktuellen Report. Die Zahlen sind so groß, dass ich sie kaum noch begreife.

Nach diesem ersten, rund 120 Seiten langen Teil folgt der zweite, etwas längere (immerhin) der sich mit möglichen Lösungen der Klima- und Artenschutz-Herausforderung befasst. Soviel vorweg: Mit sehr guten Argumenten legen die Autoren dar, dass weder Digital- noch Erneuerbaren-Technik allein reichen wird, uns auf eine nachhaltige Entwicklungslinie zu bringen. Natürlich braucht man sie auch, das ist eben nicht genug. Schon allein deswegen, weil möglicherweise die Rohstoffe nicht reichen, um die ganze Welt auf megawattstarke Windturbinen mit Tonnen an verbautem Stahl und Beton oder Photovoltaik umzustellen. Vielmehr seien, so die Autoren, neben Technologie sogenannte biobasierte Lösungen notwendig.

Was ist unter biobasierten Lösungen zu verstehen? Lösungen, die an der Natur ansetzen und ihr helfen sollen, ihre für uns überlebenswichtigen Funktionen weiter zu erfüllen. In allererster Linie ein sofortiger Stopp der Waldvernichtung überall, besonders in den Tropen, und den Artenschutz berücksichtigende Formen der Aufforstung, und zwar nicht mit Palmölplantagen, dort und anderswo. Machen wir das nicht, emittiert der Wald in Zukunft Kohlendioxid, statt es zu speichern. Das mit der Zeit gewonnene Holz (denn Nutzung soll es selbstverständlich geben, nur anders) soll in langlebige, moderne Gebäude, Möbel und andere Gebrauchsgegenstände aus Holz eingebaut werden, um das darin enthaltene Kohlendioxid so der Atmosphäre zu entziehen.  Zweitens brauche man schnellstens eine Wiedervernässung aller Moorflächen, wobei diese dann massiv Kohlenstoff binden, aber dann mit speziellen landwirtschaftlichen Praktiken, sogenannten Paludikulturen, auch nass bewirtschaftet werden können. Drittens sollen alle Möglichkeiten, den Boden ohne synthetischen Dünger zu verbessern, ergriffen werden. Als besonders sinnvollen Ansatz betrachten die Autoren Pflanzenkohle, also Terra Preta. Schließlich müsse alles getan werden, um terrestrische Wasserkreisläufe zu stärken. In den Beiträgen zu den einzelnen Techniken finden sich auch vielversprechende bereits existierende Umsetzungsansätze, neue Gremien, Pakts, Forschungsprojekte und Verfahren, von denen die breite Bevölkerung sonst eher wenig mitbekommen dürfte.

Der dritte Teil des Buchs, er ist vergleichsweise kurz, befasst sich damit, wie man endlich zur Umsetzung solcher Ideen kommen kann. Es weist auf die Verantwortung der Zivilbevölkerung hin: Politik sei im demokratischen System nur dann handlungsfähig, wenn die Bürgerschaft Handeln einfordert, und dazu müsse man ihr die Dimensionen und Konsequenzen der Bedrohungen durch den Klimawandel nahebringen. Was der Herausgeber ja schon versucht hat, aber an den Aktualitäten bislang scheiterte. Und das, obwohl das Geld für eine breite Kampagne inzwischen vorhanden ist. Nun ist aber die Aufmerksamkeit seiner Partner weg. Wegen Ukraine, siehe oben. Dafür wird der Klimawandel schlimmer, und vielleicht sorgt ja das für den nötigen Aufwach-Moment.

Schließlich liefert das Buch Finanzierungsvorschläge. Denn zahlen wird viel von der notwendigen biobasierten Transformation aus historischer Verantwortung, aber auch einfach, weil in Afrika und vielen tropischen Ländern in Asien nicht genügend Geld ist, der Westen respektive die Industrieländer. Und hier diejenigen, die in den letzten Jahrzehnten Gelegenheit hatten, Vermögen aufzuhäufen, nicht Otto Normalverbraucher. Zu den Aufbringungsmethoden gehören insbesondere eine kleine Finanztransaktionssteuer, die es inzwischen in einigen Ländern bereits gibt, und eine modifizierte Erbschaftssteuer zusammen mit einem zu gründenden Staatsfond. Nach neuem Erbrecht soll das steuerfreie Erbe von Privatpersonen dritten Grades (z.B. Neffen/Nichten/…) höher werden, damit man solchen Personen ohne Steuerabzug beispielsweise ein privates Häuschen oder eine Wohnung vermachen kann. Dafür wird Betriebsvermögen in die Erbbesteuerung einbezogen, aber in Form einer stillen Beteiligung des Staatsfonds an vererbten Betrieben und deren Gewinn von 30 Prozent. Die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Eigner bleibt in diesem Modell voll erhalten, die des Staates steigt. Denn der kann von dem Geld endlich die nötigen Klimaschutzmaßnahmen woanders finanzieren, woran ja vielversprechende Ansätze bislang gescheitert sind. Außerdem können die Erben mit der Zeit ihren Anteil zurückkaufen.

Argumentativ weisen die Autoren darauf hin, dass das in den Firmen steckende Geld ja nicht von den Erben oder deren Erblassern allein erwirtschaftet wurde, sondern von ihren Mitarbeitern, und dass insofern de Allgemeinheit auch einen Anteil am vererbten Vermögen fordern könne, der über die bezahlten Steuern hinausgeht. Hier werden viele aufschreien, aber letztlich ist dies ein interessanter neuer Ausweg aus der Betriebsvermögens-Debatte. Wird unter 10 Millionen vererbt, gilt übrigens das alte Recht. Der Bäckermeister muss also nicht fürchten, dass der Staatsfonds demnächst an seinen Brötchen mitverdient.

Würde all dieses umgesetzt, hätten wir noch eine Chance, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und damit unsere Zivilisation vor dem Schlimmsten zu bewahren. Und wirklich teuer wäre das auch nicht – die Rettung der Banken habe, so die Autoren, erheblich mehr gekostet.

Insofern macht das Buch Hoffnung und Angst zugleich. Hoffnung, weil noch viel möglich wäre, finge man nur endlich an. Angst, weil die Zeit unwiderruflich abläuft und oft doch immer wieder etwas anderes wichtiger ist als der Klimawandel.

Das zweite Buch beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität, also dem Bereich, wo sich in Sachen Kohlendioxid-Einsparung bislang am wenigsten getan hat: Mobilität und Verkehr. Dabei sehen sie sich besonders die Städte an, in denen ja immer mehr Menschen leben. Und mobil sind.

Die AutorInnen (die sich übrigens um gendersensible Sprache bemühen und auch das Geschlecht bei ihren Verkehrsplanungen mitdenken) wissen, wovon sie reden: Stephan A. Jansen ist Stiftungsprofessor für Urbane Innovation an der Universität der Künste Berlin, lehrt außerdem an der Karlshochschule in Karlsruhe Management, Innovation und Finanzen und steht dort dem Center for Philantrophy and Civil Society vor. Martha Marisa Wanat ist geschäftsführende Gesellschafterin von BICICLI, Gesellschaft für Urbane Mobilität und von MOND (Mobility New Design), einer Mobilitätsberatung.

Gemeinsam analysieren sie die heutige verkehrliche Situation in den Städten, beleuchten die Potentiale bisheriger Lösungsvorschläge von E-Car über Scooter und Sharing-Modelle bis hin zur multimodalen Verkehrszentrale und machen ihrerseits Vorschläge.

Weil beide auch aus der kreativen Ecke kommen (Wanat ist auch Sängerin, Jansen lehrt an einer Kunstakademie) oder ihr zuzurechnen sind, klingen sowohl ihre Argumentationen als auch ihre Vorschläge erfrischend anders als der Einheitssprech auf den gängigen Verkehrskongressen.

Die beiden stellen einige Grundthesen des gegenwärtigen, technikdominierten Diskurses in Frage. Das E-Auto betrachten sie eher als „Motoren-Methadon“ denn als Lösungsmittel für städtische Verkehrsprobleme. Das ist beruhigend, denn bisher haben die E-Karossen aber auch gar nichts zur Kohlendioxideinsparung beigetragen, und wo sie geladen werden sollen, wenn sie sich so verbreiten würden, wie die Industrie und die Politik hoffen, steht bislang in den Sternen. Dasselbe gilt für Sharing-Modelle. Sie scheinen, so die Untersuchungsergebnisse, die das Autorenduo referiert, eher mehr Verkehr zu erzeugen als welchen einzusparen, jedenfalls, wenn sie nach heutigen Konzepten abgewickelt werden. Außerdem sind gerade die massenweise die Städte verunzierenden Scooter eher ein Ärgernis als ein Verkehrsmittel.

Die Lösung der AutorInnen, kurz gefasst: Alles an seinem Platz, und alles miteinander über Mobilitätszentralen verbunden, alle dafür nötigen Informationen per Digitaltechnik zugänglich. Das Konzept bedeutet unausweichlich eine gründliche Entthronung des automobilen Individualverkehrs. Denn der nimmt zu viel Platz weg, ohne dass dem eine entsprechende Beförderungsleistung gegenüberstünde. Statt dessen: In der Stadt oder Gemeinde Rückkehr zur Selbstbewegung per Fuß oder Rad und öffentlich, was einen gründlichen Ausbau des öffentlichen Verkehrs verlangt. Alles andere nur dann, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Natürlich gilt das für Städte und ihre Peripherie, aber da lebt ja auch längst die Mehrzahl der Bevölkerung. Fürs Land schlagen die Autoren unter anderem Teleworking und mehr öffentlichen Verkehr, entsprechende Investitionen sowie maßvolle Nutzung von Autos etc. vor.

Das Gute ist, dass die AutorInnen ihre Thesen durch bereits real existierende und funktionierende Beispiele, die zeigen, dass eine Zurückdrängung des Autos keine Katastrophe, sondern die Tür zu mehr Lebensqualität für die gesamte Stadt ist. Ihre Skepsis gegenüber E-Autos, Sharing etc. begründen sie mit viel Datenmaterial, das sie in sorgfältigen Metastudien gewonnen haben. Insofern lassen sich ihre Argumente kaum vom Tisch wischen.

Wer zukunftsfähige Konzepte entdecken und das übliche Mobilitätsdenken einmal in teils amüsanter, teils etwas verzwickter Sprache auf den Kopf gestellt sehen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Denn die Bewegung im Kopf geht der Selbstbewegung im Verkehr wahrscheinlich bei vielen voraus. Die Lektüre ist ein guter Anstoß dazu. Einziger Kritikpunkt: Die vielen S/W-Abbildungen sind teilweise so klein beschriftet, dass man deren interessante Inhalte nur mit der Lupe erkennen bzw. lesen kann. Hier hat der Verlag geschlampt, was schade ist.

Bibliographie:

Klaus Wiegandt, Forum für Verantworetung (Hrsg.): 3 Grad mehr. Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern. Oekom-Verlag, München, 2. Auflage 2022. Broschiert, 347 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 25,00 Euro. ISBN 9-783962-383695.

Stephan A. Jansen, Martha Wanat: Bewegt Euch. Selber! Wie wir unsere Mobilität für gesunde und klimaneutrale Städte neu erfinden können. Hanser-Verlag München 2022. Gebunden, 330 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildungen, 29,99 Euro, ISBN 978-3-446-46973-0

Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus Weiterlesen: Im August: Selbstbewegung gegen Drei Grad Plus

Der Mai ist gekommen, der Friede leider nicht

Im Mai gibt es mal keine Rezensionen, sondern Reflektionen. Denn leider ist wegen des Ukraine-Krieges das Nachhaltigkeitsthema weit in den Hintergrund gerückt.
Statt dessen werden in dem geplagten Land massenweise verbaute Ressourcen zertrümmert – der perfekte Schritt zu mehr Entropie. Wer soll das eigentlich mit was alles wieder aufbauen, wenn schon der Sand für den Beton knapp wird? Oder soll die Ukraine zum Testlabor für Baurecycling werden?
Da der Umstieg auf Erneuerbare bei uns dank nimmermüden Industrie-Lobbyismus und einer willfährigen Regierung um ganze zehn Jahre nach hinten geschoben wurde, stehen wir jetzt vor dem Dilemma, schneller umrüsten zu müssen, es aber nicht zu können. Denn gerade jetzt sind die Handwerker nicht mehr da (die sich nach dem Abschmelzen der EE-Vergütungen nicht mehr motiviert sahen, diesen Geschäft zu forcieren), die Rohstoffe fehlen (da sie vorwiegend in Russland und Fernost produziert werden), in der PV stehen die Produktionskapazitäten vor allem in Fenost (da sie bei uns in den 2010er Jahren dank politisch gewollter Solarkrise abgebaut wurden) und die Bau- und Genehmigungsgesetze wurden viel zu spät der Dringlichkeit des Ausbaus angepasst (da sie ja ansonsten tatsächlich einen schnellen Umbau ermöglicht hätten).
Zu allem Überfluss fehlen nach wie vor Recycling-Technologien für die meisten seltenen Erden. Doch diese Stoffe sind noch immer unentbehrlich, um beispielsweise starke Elektromotoren zu bauen.
Außerdem deutet sich jetzt an, dass wir zwar weiter dringend viel Fleisch essen wollen, die Anbauflächen aber nun wirklich für Getreide für den menschlichen Verzehr brauchen, weil die Ukraine ausfällt. Leider können wir die Flächen aber nicht so schnell aktivieren, denn der Naturschutz steht im Wege. Den Naturschutz brauchen wir aber blöderweise, weil uns sonst die Insekten sterben und die Artenvielfalt und damit am Ende die Nahrungskette (die vor allem zu uns führt) komplett zusammenbricht. Gleichzeitig degradieren die Böden weltweit.
Auch der angestrebte Umstieg von Menschen und Transporten auf die umweltfreundlichere Bahn kann erst wirklich bewerkstelligt werden, war heute morgen im Online-Spiegel zu erfahren, wenn das deutsche Kern-Bahnnetz, sprich die ICE-Strecken, kernsaniert wurde. Das werde, so hieß es, mit Streckensperrungen, Zugausfällen, weiten Umleitungen etc. gepflastert sein. Man kann sich vorstellen, dass dann viele, die bislang die Bahn benutzt haben, aus blanker Not auf Flug, Auto oder Videokonferenz (hoffentlich!) umsteigen, bis das mehrjährige verkehrstechnische „Tal der Tränen“ (spiegel.de) durchschritten ist. Ob sie wieer zurückkommen, steht in den Sternen.
Derweil mahnt mal die WMO (World Meteorological Organization), mal das IPPCC, mal irgendjemand anders vor dem sich beschleunigenden Klimawandel. Sofortiges Handeln sei nun aber wirklich unabdingbar. Nur passieren tut außer der zigsten Verlautbarung bislang wenig. Lediglich die Preise für Energie steigen, diesmal ganz ohne Kohlendioxidabgabe. Weil das die Konsumgesellschaft auf anderen Sektoren einschränkt, da man Geld nun mal nur einmal ausgeben kann, fürchtet die Politik, das wirtschaftliche Getriebe können ins Stottern und die Gesellschaft aus dem Gleichgewicht geraten, was wiederum alle anderen Erneuerungsvorhaben beeinträchtigen würde.
Der perfekte Sturm!
Mal gucken, wie es in diesem Gruselfilm weitergeht!
Ich nehme jedenfalls an, langweilig wird es in den nächsten Jahren bestimmt nicht. Dafür aber wahrscheinlich ungemütlich.

Falscher Film?? Angriffskrieg, Abschreckung, Aufstieg in China und Städte

Derzeit glaube ich oft, ich bin im falschen Film. Wenn ich mich an das Ende des vergangenen Jahres erinnere, dann kommt es mir vor, als wäre ich in einem besonders schlechten, vollkommen überzogenen Katastrophenfilm gelandet: Angriffskrieg in Europa, explodierende Energie- und Lebensmittelpreise, drohende Hungersnot in Afrika, Covid-19 und ein Bundestag, der selbst milde Formen der Impfpflicht niederstimmt, dazu immer mehr Klimawandel. Oder wie man früher die Geißeln der Menschheit nannte: Hunger, Dürre, Krieg und Pestilenz.

Wie die meisten Angehörigen meiner Generation habe ich mich bislang in Westeuropa zumindest nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 relativ sicher gefühlt und geglaubt, es würde ohne Waffen schon gehen. Nicht so genau hingeguckt, was „da im Osten“ (Moldau, Georgien, Tschetschenien) so passierte. Das war ja so weit weg. Auch die Eroberung der Krim durch Russland hat mich (und wahrscheinlich viele mit mir) nicht wirklich aufgeschreckt, nur ein bisschen, immerhin ist München Partnerstadt von Kiew, und ich kenne ein paar Leute von dort flüchtig über meinen Chor. Warum sollte man sich von einem Land, Russland, bedroht fühlen, das uns doch immerzu zuverlässig Öl, Gas und Kohle liefert, auch wenn die Regierenden (und wohl auch beträchtliche Teile der Bevölkerung) des Landes ansonsten ziemlich unterschiedliche Vorstellungen haben als „wir“ (was immer das sein mag) und sowieso ständig das Ende des fossilen Zeitalters ausgerufen wird?

So kann man sich irren. Die komplett geänderte Situation durch den Ukraine-Krieg legt nun also nahe, sich über Dinge wie Bunkerbau, Investitionen in Rüstungsgüter und so weiter Gedanken zu machen. Denn wer weiß, was die nächste Ukraine ist. Also habe ich mir ein 2021 erstmals erschienenes Werk mit dem Titel „Future War“ aus dem Langen-MüllerVerlag bestellt. Geschrieben haben es drei erfahrene amerikanische Militärstrategen.

Das Buch beginnt (nach ausführlichen Vorwörtern, unter anderem von Klaus Naumann, General a.D.) mit einem Szenario: Russland greift in Nordeuropa an, es gibt gleichzeitig eine Seuche und Westeuropa kann sich nicht ausreichend gut verteidigen. Es muss um Frieden bitten und wird in der Zukunft zu einer demilitarisierten Zone unter sowjetischem Einfluss. Das Ganze wird im Jahr 2030 verortet. Wie schnell solche Szenarien veralten…

Es folgen ausführliche strategische Analysen. Sie sollen vor allem zeigen, dass Europa sich in den vergangenen Jahrzehnten mental irgendwo zwischen Taka-Tuka-Land und einem sicherheitspolitischen Wolkenkuckucksheim befunden hat, und zwar vorwiegend zum eigenen materiellen Vorteil. Schließlich musste man nicht so viel in Verteidigung und Rüstung investieren, so lange das die USA tun. Nun stehe Europa ohne wirksame Verteidigung da, schimpfen die Autoren, und die USA müsse sich sowohl mit Chinas Expansionsgelüsten als auch mit Europas Verteidigungslücken auseinandersetzen, was schlicht zu viel sei, lautet das Fazit dieser Überlegungen. Deshalb müssten die Europäer mehr tun.

Dann kommt eine Passage, die mich wirklich erschüttert hat. Sie bezieht sich auf einen potentiellen Angriff Russlands an einer der europäischen Schwachstellen (der hat ja nun schon stattgefunden): „Russland hätte (mit dem skizzierten Angriff, Anm. d.Aut.) das Bündnis (die NATO) vor vollendete Tatsachen gestellt, vielleicht in den baltischen Staaten, vielleicht aber auch in der Schwarzmeer-Region (sic!, Anm. d. Aut.). Wären die europäischen NATO-Staaten unter solchen Umständen bereit, zur Befreiung ihrer Verbündeten in einen Krieg gegen das atomar bewaffnete Russland zu ziehen? Wenn ja, dann im Bewusstsein, einen Atomkrieg zu riskieren. Wenn nein, wäre die NATO tot, die EU geschwächt und die transatlantischen Beziehungen zerbrochen.“

Ob letzteres, also das Zerbrechen der transatlantischen Beziehungen, geschehen wird oder schon geschieht, darf im Moment getrost bezweifelt werden. Immerhin haben die USA und auch viele europäische Länder einiges an Waffen und Geld auf den Weg gebracht, viele Länder nehmen viele Flüchtlinge auf, insbesondere Polen, und die Ukrainer entpuppen sich als wehrhaft und fester als je entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen. Und damit wohl auch unsere.

Dennoch haben die Strategen bezüglich des europäischen Verhaltens mehr oder weniger ins Schwarze getroffen, nur dass der russische Angriff ein knappes Jahrzehnt früher eingetroffen ist als sie es prognostizieren. Und dass die russischen Kräfte sich eines leichten Sieges wohl zu gewiss waren.

Außerdem gelangen Gräueltaten, wie man das Wüten einer entfesselten Soldateska nennt, heute schneller an die Öffentlichkeit. Das gilt selbstverständlich auch für die, die Amerika in Abu Ghareib begangen hat – mit dem Unterschied, dass die Verantwortlichen hier wenigstens zur Rechenschaft gezogen wurden.

Das Buch beschreibt auch, was geschehen müsste (oder hätte geschehen müssen?), um russische Angriffe auf mittel- und südosteuropäische Länder unwahrscheinlicher zu machen (falls es jetzt gemeinsam gelingen sollte, eine größere militärische Auseinandersetzung in ganz Europa oder weltweit abzuwenden). Gefallen werden die Rezepte niemandem, doch nachdem alle FriedensfreundInnen, mich eingeschlossen, dermaßen auf dem Holzweg waren, scheint es mir angemessen, den eigenen Hirnkasten zur Abwechselung den Einsichten der westlichen Militärs zu öffnen und dann neu nachzudenken.

Future War ist eine Anregung dazu, auch wenn das Lesen nervt, weil sich kaum jemand mit Abschreckung, Krieg und Waffengattungen oder Militärstrategie beschäftigt und sich die fremde Materie, abgesehen davon, dass sie erschreckend ist, nicht ohne Weiteres erschließt. Vor allem nicht, wenn man am Frieden hängt.

Julian Lindley-French, John R. Allen, Frederick Ben Hodges: Future Wars. Bedrohung und Verteidigung Europas. Langen-Müller-Verlag, München, 2. Auflage 2022. Gebunden, 408 Seiten, ausführliches Anmerkungs-, Literatur- und Personenverzeichnis. ISBN 978-3-7844-3579-4, 34 Euro.

Ein chinesischer Aufsteiger berichtet

Eine passende Ergänzung ist „Chinesisches Roulette“ von Desmond Chum, einem der großen Aufsteiger des modernen China. Das Buch befasst sich mit seiner der Lebens- und Aufstiegsgeschichte, ist also eine Autobiografie. Shum wuchs als einziges Kind eines Vaters aus der ehemaligen „Grundbesitzersklasse“ im maoistischen China auf. Deshalb war seine Familie diskreditiert und sein Vater versuchte, sich lebenslang unauffällig zu verhalten, um nicht sanktioniert zu werden. In diesem Sinn erzog seinen Sohn, der auch reichlich Prügel bekam.

Shum entwickelte erheblichen Ehrgeiz, studierte in den USA, schloss dort lebenslange Freundschaften und vermeintlich tragfähige Geschäftsbeziehungen, kehrte nach China zurück und scheiterte bei seinen ersten geschäftlichen Bestrebungen. Denn er gehörte nicht zur chinesischen Polit-Aristokratie, weshalb sich ihm die nötigen Türen nicht öffneten.

Dann lernte er eine Frau mit ausgezeichneten Relationen zur obersten chinesischen Funktionärskaste kennen, die beiden beschlossen, ein Gespann zu Aufstiegszwecken zu bilden, und heirateten, wobei Frau Shum nach den Worten des Autors stets der Motor dieses Aufstiegs war, weil sie die besseren Beziehungen hatten. Gemeinsam gelangen dem Ehepaar, was es sich vorgenommen hatte: Es entwickelte das Konzept von Sonderwirtschaftszonen rund um Flughäfen und setzte diese um – einschließlich der Vertreibung ganzer Dörfer für den Fortschritt (der Kohleabbau hierzulande lässt grüßen). Am Ende allerdings scheiterte die Ehe an der fehlenden emotionalen Basis und daran, dass Herr Shum lieber selber die Zügel in die Hand nehmen wollte. Später zog sich Frau Shum das Missfallen der Regierung zu. Sie wurde von dieser mit unbekanntem Verbleib aus dem Verkehr gezogen.

Shum verließ daraufhin fluchtartig mit seinem Sohn das Land und schrieb sein Buch, das in Deutschland bei Droemer erschienen ist. Man erfährt, wie (in seinem, wahrscheinlich aber nicht nur in seinem Fall) Aufstieg in China funktioniert: durch hemmungsloses Umschmeicheln der herrschenden Funktionäre bis hin zu Praktiken, die man hierzulande schlicht als Bestechung brandmarken würde. Allerdings geht es in Fußballverbänden und einigen anderen Bereichen bei uns wohl nur graduell besser zu.

Shums Kritik richtet sich vor allem gegen die Klientel- und Vetternwirtschaft in China sowie den fehlenden Respekt vor Grund- und Freiheitsrechten der Menschen bis dahin, Leute, die irgendwie nicht mehr in die Landschaft passen, hinter Schloss und Riegel zu verbringen oder sonstwie in deren Freiheit einzugreifen. Gleichzeitig offenbart Shum ein ungebrochenes Verhältnis zu Wachstum und kapitalistischem Wirtschaften, auch damit ist er sicher unter den chinesischen Aufsteigern keine Ausnahme.

Hierzulande scheint es merkwürdig, dass globale Probleme wie Ressourcenknappheit und Klimawandel, denen sich auch China gegenübersieht, in dem Buch nicht einmal in einem Halbsatz auftauchen. Shum ist durchaus nationalistisch und in diesem Punkt eins mit der Führung seines Landes. Was man aus dem Buch auf jeden Fall lernt, ist, dass China unbedingt eine Umverteilung der weltweiten Machtstrukturen anstrebt und dass Chinas Wirtschafts- und Politfürsten vom Segen und der Berechtigung ihrer eigenen Vorgehensweisen zutiefst überzeugt sind. Das lässt nichts Gutes ahnen, wenn man bedenkt, wie viele Vorprodukte und Rohstoffe wir von dort beziehen.

Desmond Shum: Chinesisches Roulette. Ein Ex-Mitglied der roten Milliardärskaste packt aus. Droemer-Verlag Februar 2022. Gebunden, 300 Seiten. 22 Euro, ISBN 978-3-426-27878-9

Jahrbuch Ökologie: Städte im Mittelpunkt

Nun noch zu einem vergleichsweise harmlosen Thema: Auch 2022 ist wie jedes Jahr ein Jahrbuch Ökologie erschienen. Diesmal widmet sich die umfangreiche Publikation den Städten als entscheidender Kraft im Anthropozän. Schließlich lebt dort für alle vorhersehbare Zukunft die Mehrheit der Menschen auf der Erde.

Das über 340 Seiten lange Buch gliedert sich in fünf Abschnitte. Am Anfang steht eine Einleitung zur Rolle der Städte im Anthropozän im Allgemeinen. Sie beschreibt beispielsweise den Grad der Bevölkerungskonzentration in Städten und andere Grundfaktoren.

Es folgt ein Abschnitt, der grundsätzliche Probleme und Chancen von Städten heute analysiert. Hier geht es um eine Definition von Stadt, den ökologischen Stadtumbau, Änderungsbedarf in Stadtentwicklung und Architektur, die Rolle von Städten beim Klimaschutz, die Bezüge von Städten zu den sie umgebenden Regionen und die transformative Kraft von Städten. Schließlich wird die New Urban Agenda für nachhaltige Stadtentwicklung thematisiert.

Anschließend geht es um ökologische Warnsignale, die sich in Städten bemerkbar machen: Massiver Energie- und Materialverbrauch, Hitzeglocken, Abfallberge, Dauerstau, Lichtverschmutzung und so weiter.

Dann werden städtische Ansätze zu mehr Nachhaltigkeit präsentiert. Hier geht es um eine ökologische Vision von Stadt, eine gemeinsame Perspektive von Umweltschützern und Stadtplanern, städtische Transformation samt der dafür nötigen kreativen Prozesse, die Rolle der Digitalisierung, das Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Wohnungsbau, den nötigen Infrastrukturumbau, die Sinnhaftigkeit lokaler Autonomie und alternative Mobilitätsoptionen wie das Fahrrad.

Der letzte Abschnitt schließlich wird sehr konkret und ist daher besonders interessant zu lesen: Er liefert in Form einzelner Städteporträts zahlreiche Beispiele dafür, wie viel und was Städte aus dem In- und Ausland für Umweltschutz und Nachhaltigkeit tun oder eben nicht tun. Außerdem kann man dort auszugsweise die Agenda 2030 und die New Urban Agenda nachlesen.

Leider lesen sich die Beiträge oft so, als wären sie Sekundärverwertungen von anderswo gehaltenen Kongressbeiträgen. Die Texte enthalten teils viel Redundanz zu anderen Texten in dem Buch. Die Sprache kommt häufig als gestelztes Amtsdeutsch daher. Eine stilistisch-formale Vereinheitlichung oder Glättung war offensichtlich in dem Reader nicht angestrebt, was den Lesegenuss empfindlich beeinträchtigt. Dennoch dürfte das Buch für Menschen, die in der Stadtplanung, Stadtverwaltung oder Kommunalpolitik tätig sind, nützlich sein.

Heike Leitschuh u.a. (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie 2022: Das Zeitalter der Städte. Die entscheidende Kraft im Anthropozän. Hirzel-Verlag Stuttgart 2022. Broschiert, 344 Seiten, diverse farbige Abbildungen. 24 Euro, ISBN 978-3-7776-3032-8

Film: Der erfolgreichste Stuhl der Welt

Stühle sind selten ein Thema für Filme. Doch Monobloc (ab 27. Januar in den Kinos) ist genau das: ein Film in Spielfilmlänge über einen Stuhl, und zwar den erfolgreichsten der Welt. Er ist aus Plastik und aus einem Guss, schnell hergestellt, zu hohen Türmen stapelbar, in allerlei Formen und Farben möglich und konkurrenzlos billig. Jeder kennt ihn, nicht jeder liebt ihn.

Der Film zeigt die Entstehungsgeschichte des Stuhls, seine Nutzung auf der ganzen Welt, aber auch, wie unterschiedlich seine Einschätzung ist: Westliche Wohlstandsmenschen betrachten den Monobloc oft als wenig haltbares Plastikgerümpel ohne bleibenden Wert, am ehesten noch als unkompliziertes Gartenmöbel zu gebrauchen.

Anders sieht es im globalen Süden und überhaupt überall da aus, wo Geld eher knapp ist. Dort nämlich gilt der Monobloc wegen seiner geringen Kosten und seines im Verhältnis zu diesem Preis sehr ansprechenden Designs als das Möbel, das eine ganze Generation davon befreit hat, bei jeder Gelegenheit auf dem Boden sitzen zu müssen. Das ein bisschen Gemütlichkeit und Geselligkeit ohne Verrenkungen auch in bescheidenen Hütten, auf dem Bürgersteig oder einem öffentlichen Platz ermöglicht. Die Besitzer dieser Möbel sind genauso stolz auf sie wie ihre Hersteller. Für sie bedeutet der Monobloc ein Stück Menschenwürde. Weil andere Möbel schlicht zu teuer sind, aber niemand mehr auf Möbel verzichten möchte.

Auch das andere Ende der Produktionskette behandelt der Film: die Müllsammler, für die ein ausrangierte Monobloc eine Kostbarkeit ist – wegen der relativen Sortenreinheit und guten Rezyklierbarkeit des Materials. Und die Recyclingfabriken im globalen Süden, wo Monoblocs massenweise eingeschmolzehn und danach oft zum Grundmaterial für neue Monoblocs werden. Dort atmen die Mitarbeiter*innen oft ungeschützt giftige Gase und Plastik-Feinstaub ein, die beim Shreddern und Einschmelzen des Materials entstehen. Das dreckige Wasser, das bei der Reinigung des Plastiks anfällt, fließt häufig mehr oder weniger ungeklärt ab.

Kurz: „Monobloc“ von Grimme-Preisträger Hauke Wanner zeigt an einem sehr konkreten Beispiel, was Globalisierung bedeutet und wie unterschiedlich die Welten sind, die sie hervorbringt. Das alles in prächtigen Bildern und kein bisschen langweilig.

Damit verabschiede ich mich für die nächste Zeit. Spätestens im kommenden Sommer geht es hoffentlich weiter!